CSD in Heilbronn – Wenn Sichtbarkeit zur politischen Inszenierung wird
Am vergangenen Wochenende fand in Heilbronn der diesjährige Christopher Street Day statt — bunt, laut und laut Veranstaltern mit rund 500 Teilnehmern. Ich war selbst vor Ort. Und obwohl die Demonstration friedlich verlief, stellt sich mir eine Frage, die kaum jemand laut zu sagen wagt: Muss wirklich jede sexuelle Ausdrucksform auf offener Straße stattfinden — mitten in der Nähe eines Volksfests, wo auch Kinder unterwegs sind?
Zwischen Bürgerrecht und Inszenierung
Der ursprüngliche Sinn des CSD ist historisch bedeutsam: Der Kampf gegen Diskriminierung und für gleiche Rechte war mutig und notwendig. Und ja, queere Menschen sollen sichtbar sein dürfen — in unserer Gesellschaft, in unseren Städten, in unserer Sprache.
Doch was ich in Heilbronn gesehen habe, hatte mit einem würdevollen Eintreten für Rechte nur noch wenig zu tun. Bereits zu Beginn der Demo liefen Figuren in sexualisierten Tiermasken mit — sogenannte „Pup-Player“ oder Fetisch-Darstellungen, die mit queerem Leben wenig, mit privater sexueller Inszenierung aber sehr viel zu tun haben.
📹 Hier der Videobeitrag vom Tag:
https://youtube.com/shorts/_TYpWGfZw_A
Teilnehmerzahl — gefühlt weit unter 500
Die Heilbronner Stimme schrieb in ihrem Bericht von „knapp 400 bis 500 Teilnehmenden“:
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Diese Zahl halte ich persönlich für stark aufgerundet. Ich war selbst vor Ort — und wie man im Video sieht, ist die Menge überschaubar. Meine eigene Schätzung: rund 300 Teilnehmende, wenn man wohlwollend zählt.
Aber die Teilnehmerzahl ist nicht das eigentliche Thema.
Medienkritik: Eine inszenierte Polarisierung?
Auch der Journalist Julian Reichelt äußerte sich in einem viel diskutierten X-Post (ehemals Twitter) äußerst kritisch zum diesjährigen Kölner CSD und sprach von einer „Fetisch-Veranstaltung“ und „inszenierter Ideologie“. Seine Wortwahl ist drastisch — und teilweise unangebracht –, doch der Kern seiner Kritik trifft einen wunden Punkt: Wird hier wirklich noch für Rechte demonstriert, oder ist der CSD zu einer medial gepushten Show geworden, die gezielt auf Polarisierung setzt?
Diese Fragen sind unbequem — aber legitim. Wenn gesellschaftliche Themen auf diese Weise ins Extreme gedrängt werden, entsteht schnell das Gefühl, es ginge nicht mehr um Sichtbarkeit, sondern um ideologische Zuspitzung. Und dann wird aus Vielfalt ein Spaltpilz.
Was gehört in den öffentlichen Raum?
Man kann und soll sich für Rechte einsetzen. Auch provokant, auch sichtbar. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Protest und Exhibitionismus. Und genau hier liegt das Problem.
Wenn Erwachsene in Reizwäsche, Hundemasken oder explizit sexualisierten Outfits durch die Stadt ziehen — dann ist das nicht nur Ausdruck von Freiheit, sondern auch eine Grenzverletzung gegenüber dem öffentlichen Raum, in dem sich auch Kinder und Familien bewegen.
Ich sage nicht: Verbietet den CSD. Ich sage: Lasst uns eine neue Debatte führen, wo Privatsache aufhört und öffentliche Verantwortung beginnt. Wer mit Stolz seine Sexualität lebt — gut so. Aber bitte nicht in Form einer Fetisch-Show auf der Straße. Dafür gibt es Clubs, Partys, geschützte Räume. Und ja: Fasching ist ein anderes Thema.
Die üblichen “Verdächtigungen” die überall ihre Stimmen heucheln und werden dürfen nicht fehlen, Antifa, Grüne, Linke und Volt. In Heilbronn wurden zumindest deren Flaggen geschwenkt und T-Shirts getragen.
Politische Instrumentalisierung? Parteien mischen kräftig mit
Auffällig war auch, wie stark der CSD in Heilbronn von bestimmten politischen Gruppen vereinnahmt wurde. Vertreter von Grünen, Linken, Volt und sogar Antifa-nahen Strukturen waren mit Schildern, Bannern und Redebeiträgen präsent — teils weit lauter als die eigentlichen Anliegen queerer Menschen.
Es wirkt, als ob der CSD zunehmend zur Bühne für klassische Parteipolitik wird — weniger für konkrete gesellschaftliche Anliegen. Die politische Diversität, die queere Bewegungen eigentlich ausmacht, droht so verloren zu gehen. Wer sich für Freiheit und Gleichberechtigung einsetzt, sollte nicht automatisch zum Wahlkampfthema werden — oder gar zum ideologischen Aushängeschild für eine bestimmte Seite des politischen Spektrums. Auch das spaltet.
Fazit
Der Heilbronner CSD war friedlich, laut, bunt — und sexistisch. Und genau das gehört nicht auf die Straße.
Wenn Rechte beschnitten werden, dann ist Protest wichtig und richtig. Doch welche Rechte sind es aktuell, für die in dieser Form demonstriert wird? Wer selbst gleichgeschlechtliche Paare im Freundeskreis hat — so wie ich, versteht diese übertriebene Selbstdarstellung kaum noch. Die Gleichstellung ist rechtlich längst weit fortgeschritten.
Geht es hier überhaupt noch um Rechte? Oder nur noch um maximale Provokation?
Falls Letzteres das Ziel war: Ja, das ist gelungen. Aber es erzeugt auch Ablehnung — und damit das Gegenteil von dem, was man angeblich erreichen will. Man spaltet, statt zu verbinden. Man übertreibt, statt aufzuklären. Vielleicht passt das auch ganz gut ins aktuelle Medienklima: Aufheizen, zuspitzen, polarisieren. „Teile und herrsche“ — wie schon die Römer sagten.
Die Frage ist nur: Wer profitiert davon — und wem schadet es?