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Politisch unerwünscht? Wie ich als Richterkandidat aussortiert wurde – und trotzdem gewann

    Auszug vom Verwaltungsgericht für die ehrenamtliche Richterwahl

    Im Kreistag des Landkreises Heilbronn wurde im Sommer 2025 ein Antrag der CDU gestellt, die gesamte Vorschlagsliste der AfD für ehrenamtliche Verwaltungsrichter zu streichen. Es ging dabei nicht um einzelne Bewerber – es ging um politische Ausgrenzung. Und das, obwohl der Kreistag eigentlich verpflichtet ist, jede vorgeschlagene Person einzeln zu bewerten und sachlich zu prüfen.

    Unsere Fraktion entschloss sich, dagegen nicht einfach stillzuhalten – und reichte Klage ein.
    Ich war in diesem Verfahren persönlich als Antragsteller mit aufgeführt, neben der gesamten Fraktion. Und: Wir bekamen Recht.

    Das Verwaltungsgericht Stuttgart urteilte, dass die Ablehnung rechtswidrig und willkürlich war. Ein Ergebnis, das über den Einzelfall hinausweist.


    ⚖️ Der Sachverhalt: 2/3-Mehrheit statt Rechtsstaat?

    Im Zuge der turnusmäßigen Neubesetzung der ehrenamtlichen Richterstellen am Verwaltungsgericht Stuttgart reichte unsere Fraktion – wie gesetzlich vorgesehen – eine Vorschlagsliste ein.
    Im Kreistag wurde daraufhin ein Antrag gestellt, die gesamte Liste pauschal abzulehnen. Der Kreistag kann zwar mit einer Zweidrittelmehrheit Personen ablehnen – aber nicht ohne triftige Begründung und schon gar nicht pauschal nach Parteizugehörigkeit.

    Genau das ist hier passiert. Und genau das wurde vom Gericht als willkürlich und rechtswidrig erkannt.


    📄 Die Klage: VG Stuttgart 5 K 8212/25

    Die AfD-Fraktion im Kreistag Heilbronn klagte – und ich war als zweiter Antragsteller persönlich im Verfahren benannt.

    Das Verwaltungsgericht Stuttgart gab uns in einem Beschluss vom 12. September 2025 recht:

    „Die Ablehnung der Vorschlagsliste […] war rechtswidrig. […] Eine pauschale Ablehnung ohne individuelle Prüfung verstößt gegen die verfassungsrechtlich gebotene Chancengleichheit der Parteien.“
    (Verwaltungsgericht Stuttgart, Az. 5 K 8212/25)

    Besonders deutlich wird das im Beschluss selbst. Dort bin ich namentlich als Antragsteller aufgeführt – ein gerichtlicher Beleg für die politische Dimension des Vorgangs.


    🗞️ Öffentlichkeit ohne Namen – aber mit Wirkung

    Der Fall fand bundesweit Beachtung:
    Die Welt, die Stuttgarter Zeitung, Apollo-News und juristische Portale berichteten ausführlich.
    In der medialen Berichterstattung wurde mein Name nicht genannt – was nicht verwundert: Es ging vordergründig um die Partei, nicht um Personen.

    Doch in der offiziellen Entscheidung bin ich als Kläger benannt – und das zählt.


    🧭 Fazit: Kein Mandat für politische Säuberung

    Dieser Fall zeigt, wie politische Mehrheiten versuchen, demokratische Verfahren zweckzuentfremden, um unliebsame Stimmen systematisch auszuschließen.
    Der Kreistag ist kein Ort für politische Säuberungen – sondern verpflichtet, Recht und Gesetz einzuhalten, auch wenn es politisch nicht gefällt.

    Was viele nicht wissen:
    Dieses Vorgehen betrifft nicht nur Heilbronn. In vielen Landkreisen und Kommunen in Baden-Württemberg wird versucht, AfD-Kandidaten pauschal von ehrenamtlichen Funktionen auszuschließen – obwohl das rechtswidrig ist.

    Dass wir dagegen erfolgreich geklagt haben, ist ein Signal an alle politischen Ebenen:
    Demokratie funktioniert nur, wenn auch Andersdenkende rechtsstaatlich gleich behandelt werden.

    Links:

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article68c96bea677ecd71371044c0/Verwaltungsgericht-Stuttgart-AfD-Richterkandidaten-duerfen-nicht-pauschal-abgelehnt-werden.html

    https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verwaltungsgericht-urteilt-afd-kandidaten-koennen-bei-schoeffenwahl-nicht-pauschal-abgelehnt-werden.1cf8372f-74ba-4676-8e62-65b0f101e3e7.html

    https://verwaltungsgericht-stuttgart.justiz-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Presse/Vorschlagsliste+fuer+die+Wahl+der+ehrenamtlichen+Richter+am+Verwaltungsgericht+Stuttgart+-+Eilantrag+teilweise+erfolgreich

    Mein Artikel auf einem internationen Portal:

    https://medium.com/@Gordonjamesstotz/politisch-unerwünscht-wie-ich-als-richterkandidat-aussortiert-wurde-und-trotzdem-gewann-e1bba809740f