Eine kritische Analyse zur Heilbronner Stimme, dem BaWü-Check und der medialen Verantwortung
Von Gordon Stotz, Kreisrat – 14. Mai 2025
🟦 Einleitung: Die Sorge vor dem Krieg wächst – aber warum?
In der heutigen Ausgabe der Heilbronner Stimme (14.05.2025) wird prominent über die wachsende Kriegsangst in Baden-Württemberg berichtet.
Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (im Auftrag der baden-württembergischen Zeitungsverlage) halten 39 % der Bürger es für wahrscheinlich, dass Deutschland in einen Krieg verwickelt wird. Gleichzeitig äußern sich Redakteure verwundert darüber, dass die Verteidigungsbereitschaft der Bevölkerung gering sei.
Doch diese Darstellung greift zu kurz – und verschweigt Wesentliches:
Die Angst, die nun beschrieben wird, ist nicht vom Himmel gefallen, sondern auch das Ergebnis einer jahrelangen medialen Dauerbeschallung mit Eskalationsrhetorik, Militarisierung und Feindbildpflege.
🧠 Analyse: Wie Medien Stimmungen schaffen – und dann über sie berichten
Über viele Monate und Jahre hinweg wurde die Öffentlichkeit durch Zeitungen wie die Heilbronner Stimme mit Berichterstattung konfrontiert, die systematisch ein Klima der Bedrohung und Kriegsnähe erzeugte. Zu beobachten waren unter anderem:
- eine Einseitigkeit in der Ukraine-Berichterstattung, oft ohne Differenzierung von NATO-Interessen oder diplomatischen Optionen,
- eine ständige moralisierende Begleitung von Waffenlieferungen, die Kritik daran als unsolidarisch oder „russlandfreundlich“ diffamierte,
- eine Verherrlichung von Wehrertüchtigung und „neuer Wehrhaftigkeit“ – häufig als angeblich alternativloser Weg der Außenpolitik verkauft.
Daraus entsteht ein fragwürdiges Narrativ:
Wer den Frieden will, muss aufrüsten. Wer zögert, gefährdet die Demokratie.
🧒 Krieg auf Kinderseiten – die nächste Eskalationsstufe
Besonders beunruhigend ist, dass mittlerweile auch Kinderseiten nicht mehr frei von dieser Rhetorik sind.
Ein Beispiel: Das Kindersachbuch „Was ist Krieg?“ von Eduard Altarriba oder Beiträge auf Kinderplattformen, die bereits Grundschüler über Waffen, Kriegslogik und Verteidigungsstrategien informieren – ohne Raum für pazifistische Alternativen oder historische Reflexion.
Kinder wachsen heute mit dem Gefühl auf, Krieg sei ein realistischer Teil ihrer Zukunft – und das nicht, weil sie es erlebt hätten, sondern weil Erwachsene ihnen das permanent suggerieren.
Der Beitrag auf der Facebook-Seite „Gordon Stotz – Kreisrat“ hat diesen Trend bereits vor Wochen kritisiert – nun scheint die Realität ihn einzuholen.
🧾 Der Widerspruch im heutigen Stimme-Kommentar
Auf Seite 1 der Stimme kommentiert Uwe Ralf Heer, es sei „unverantwortlich, davon auszugehen, dass ein Krieg nie eintreten könne“. Er fordert Wehrpflicht, Dienstjahr, mehr Investitionen – mit einem klaren militärischen Fokus. Gleichzeitig betont er:
„Niemand redet oder schreibt einen Krieg herbei.“
Diese Aussage wirkt wie ein Freispruch in eigener Sache – während der Text selbst genau das Gegenteil tut: Er zieht das Kriegsnarrativ weiter auf, beschreibt fehlende Kasernen, Ausrüstung, Ausbilder – und arbeitet damit direkt an der Legitimierung weiterer Eskalation.
📉 Verteidigungsbereitschaft? Oder Vertrauenskrise?
Die geringe Verteidigungsbereitschaft – nur 24 % würden laut Umfrage zur Waffe greifen – wird beklagt, aber nicht verstanden. Denn die Zahlen zeigen vor allem eines:
👉 Die Menschen vertrauen der politischen Führung nicht mehr blind, wenn es um Krieg, Einsätze oder Aufrüstung geht.
👉 Sie fürchten, erneut belogen oder in geopolitische Abenteuer verwickelt zu werden – wie in Afghanistan, Irak oder Libyen.
👉 Sie spüren, dass mit Begriffen wie „Verteidigung“ in Wahrheit oft Interessenpolitik betrieben wird.
🟨 Fazit: Wer die Angst säht, darf sich nicht über ihre Früchte wundern
Die Medien – allen voran Regionalzeitungen wie die Heilbronner Stimme – tragen maßgeblich zur emotionalen Kriegswahrnehmung bei, wenn sie ständig über Eskalation, Feindbilder und Aufrüstung berichten – und dabei diplomatische, friedensorientierte oder entmilitarisierende Positionen ausklammern.
Wenn diese Medien dann überrascht über „Kriegsangst“ berichten, dann berichten sie nicht über die Realität, sondern über den emotionalen Effekt ihrer eigenen Worte.
Die Bürger spüren längst, dass vieles politisch nicht mehr kontrolliert wird – und misstrauen denen, die heute militärische Härte fordern, nachdem sie gestern Versorgungssicherheit, Bildung oder sozialen Frieden nicht garantieren konnten.
Es ist an der Zeit, dass die Öffentlichkeit wieder kritisch fragt – nicht nur:
„Kommt der Krieg?“ – sondern auch:
„Wer spricht ihn herbei?“