Der überforderte Mensch im dauerhaften Überlebensmodus
Wir leben in einer Zeit ständiger Krisen. Pandemie, Krieg, Inflation, Migration, Energie, Klima – kaum ist ein Thema präsent, folgt schon das nächste. Der Mensch ist längst nicht mehr Beobachter, sondern Getriebener.
Er lebt nicht mehr – er reagiert. Ständig. Überall. Ohne Pause.
Zwischen Warnungen und Weltuntergängen bleibt kein Raum für Stille.
Alles scheint dringlich, alles muss entschieden, kommentiert, geteilt werden.
Doch wer dauernd funktioniert, hat irgendwann keinen Zugriff mehr auf das, was ihn eigentlich ausmacht: Klarheit. Würde. Menschlichkeit.
1. Reizüberflutung als Normalzustand
Der moderne Mensch lebt im Dauerfeuer. Push-Meldungen, News-Ticker, Bilderfluten – alles konkurriert um Aufmerksamkeit.
Nicht einmal der eigene Rückzug ist noch frei. Selbst im Privaten piept es, blinkt es, fordert es – permanent.
Jede Minute wird bewertet, verglichen, beobachtet.
Was gestern noch ein Gedanke war, wird heute schon zur Haltung erklärt.
Wer nicht schnell genug reagiert, verliert das Mitspracherecht. Wer zu leise ist, gilt als verdächtig.
Aber niemand kann unendlich wachsam bleiben.
Es gibt einen Punkt, an dem der Kopf nicht mehr mitkommt.
Und dieser Punkt ist längst erreicht.
2. Angst als politisches Werkzeug
Angst ist ein starker Treiber – das haben Politik und Medien längst verstanden.
Besonders in Deutschland nutzen etablierte Parteien seit Jahren ein Klima der ständigen Bedrohung, um Zustimmung, Disziplin und Kontrolle zu sichern.
Mal ist es ein Virus, mal der Klimakollaps, mal der „böse Putin“, mal Trump, mal irgendein neues Feindbild, das als globales Unheil herbeigeredet wird.
Viele dieser Narrative zerfallen im Rückblick – doch wenn sie aktuell sind, erzeugen sie die gewünschte Wirkung: Unsicherheit, Polarisierung, Mobilisierung.
Auch die AfD bedient Ängste – allerdings andere.
Islamistisch motivierte Anschläge mit Fahrzeugen – wie in Nizza, Berlin, London oder Stockholm – sind reale, blutige Ereignisse, die nicht konstruiert wurden.
Indem sie immer wieder hervorgeholt werden, erzeugen auch sie ein permanentes Bedrohungsgefühl.
Die Angst ist hier nicht erfunden – aber auch nicht neutral behandelt.
So entsteht ein politisches Klima, in dem nicht mehr erklärt, sondern nur noch verstärkt wird.
Nicht mehr verstanden, sondern gefühlt. Und das Gefühl wird geliefert – von Medien, die längst aufgehört haben, zu prüfen, zu hinterfragen, zu trennen.
Stattdessen übernehmen viele Redaktionen ihre Rolle als Erfüllungsgehilfen der Macht – nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Angst, abzuweichen.
Angst als politisches Werkzeug ist kein Phänomen unserer Zeit.
Schon im Ersten Weltkrieg wurden gezielte Gerüchte, manipulierte Bilder und strategisch verbreitete Feindbilder genutzt, um Zustimmung zu erzeugen.
Die Mechanik ist alt – doch heute ist sie digital, flächendeckend und nahezu lückenlos.
Was früher Flugblätter waren, ist heute eine Synchronisation aus Regierungssprech, Agenturmeldungen und journalistischer Anpassung.
In vielen Redaktionen wird längst nicht mehr recherchiert, sondern abgeschöpft – von Agenturen wie der dpa, deren Vorlagen oft nur noch minimal verändert werden.
Das Ergebnis ist keine klassische Zensur – aber eine gleichgerichtete Botschaft, bei der Unterschiede oft nur in der Wortwahl, nicht im Inhalt liegen.
Kritische Distanz ist selten, echte Gegenstimme fast ausgeschlossen.
Was bleibt, ist ein medialer Raum, der Pluralität simuliert, aber Einheit vermittelt.
Und genau darin liegt die Gefahr:
Nicht in einem Verbot, sondern in einem Konsens, der keine Lücken mehr lässt –
weil jeder Zweifel gleich „rechts“, „falsch“, „gefährlich“ oder „unverantwortlich“ ist.
3. Die Angst, die Türen schloss (Deutschland im Fokus)
Einer der sichtbarsten Texte der Angst schrieb sich auf deutschen Straßen – in einer Zeit, in der Freiheit plötzlich zur Ausnahme wurde: die Ausgangssperren während der Corona-Jahre.
Wie schnell es ging, Millionen Menschen einzusperren.
Wie bereitwillig selbst der sogenannte „mündige Bürger“ zum stillen Befehlsempfänger wurde – nicht gezwungen, sondern getrieben von Angst.
In Deutschland durfte man nicht mehr auf einer Parkbank sitzen.
Man durfte sich nicht im Freien unterhalten.
Selbst ein zufälliges Gespräch beim Spaziergang mit dem Hund konnte mit einem Bußgeld enden – auch in meinem Bekanntenkreis.
Reden war verboten. Treffen waren verboten.
Und das nicht im Geheimen – sondern ganz offen, geregelt, dokumentiert.
Die Straßen waren leer. Und die Gesellschaft war es auch.
Was bleibt, ist die Erinnerung daran, wie schnell es geht, wenn eine Regierung nur will – und wenn die Menschen genug Angst haben, um mitzumachen.
Nicht aus Zwang, sondern aus innerer Kapitulation.
4. Angst kostet – mehr als wir glauben
Die psychischen Folgen dieser Jahre werden jetzt erst sichtbar – und sie sind erschreckend.
Immer mehr Menschen sind erschöpft, innerlich leer, reizbar oder ganz zurückgezogen.
Dauernd in Angst zu leben – vor Krankheit, Krieg, Armut, Verboten – kostet Kraft. Und irgendwann ist diese Kraft aufgebraucht.
Die Politik tut so, als sei das Kollateralschaden.
Ein Nebeneffekt, über den man hinwegsehen kann, solange die Zahlen stimmen.
Aber es sind keine Zahlen. Es sind Menschen.
Die Wirtschaft spürt es längst.
Krankmeldungen steigen. Produktivität sinkt. Depressionen und Burn-out verbreiten sich wie ein stilles Virus.
Ein System, das Angst zur Methode macht, wird irgendwann unbrauchbar – nicht aus Ideologie, sondern weil die Menschen darin einfach nicht mehr funktionieren.
Die Rechnung kommt. Und sie wird nicht in Prozentpunkten bezahlt, sondern in Biografien, die zerfallen.
5. Der Dauerbeschuss – Angst als Geschäftsmodell
Angst verkauft sich gut.
Jeder Anschlag, jeder Mord, jede Katastrophe lässt die Klickzahlen steigen, die Werbeeinnahmen wachsen, die Aufmerksamkeit explodieren.
Die Medien nennen es „Berichterstattung“. In Wahrheit ist es oft ein Dauerbeschuss – und wer nur lange genug beschossen wird, duckt sich irgendwann automatisch.
Es geht nicht mehr darum, zu informieren.
Es geht darum, zu dominieren: Aufmerksamkeit, Emotionen, Wahrnehmung.
Der Ton wird schriller, die Bilder brutaler, die Formulierungen hysterischer.
Ein einzelner Vorfall reicht, um ein ganzes Land in Aufruhr zu versetzen – zumindest bis zur nächsten Schlagzeile.
Die Leser spüren es, aber sie kommen nicht davon los.
Wie bei einem Unfall: Man will nicht hinsehen – und tut es doch.
So entsteht ein Kreislauf aus Panik, Klicks und politischem Aktionismus.
Nicht aus Lüge – sondern aus Verstärkung.
Was einmal Angst gemacht hat, wird immer wieder reproduziert, denn das sichert Reichweite. Und Reichweite sichert Macht.
6. Wie kommen wir da raus?
Vielleicht ist der erste Schritt ganz einfach: abschalten.
Nicht für immer – aber für heute.
Nicht jede neue Headline verdient unser Vertrauen. Nicht jede dramatische Wendung ist real.
Manchmal ist es nur ein neuer Vorwand, alte Ängste neu zu lackieren.
Die großen Nachrichtensendungen – „Tagesschau“, „heute“, ihre Kommentarformate und Polit-Talks – sind längst keine Orientierung mehr.
Sie sind Verstärker, nicht mehr Filter.
Was gestern noch Krieg in der Ukraine war, ist morgen Gaza, übermorgen Klimapanik – und zurück zur Ukraine, sobald wieder ein Bild auftaucht, das man verwerten kann.
Wenn es keine neuen Bilder gibt, nimmt man eben alte.
Der Effekt zählt – nicht die Einordnung.
Und auch im Fall Gaza scheint vieles seltsam selektiv.
Es ist leicht, laut zu werden, wenn man Israel kritisieren will – in bestimmten Kreisen gehört es fast zum guten Ton.
Aber man hört selten von dem, was alles vorher geschah: dem Massaker. Den Entführungen. Den Menschen, die noch immer verschwunden sind.
Es wird nicht vergessen – es wird ausgeklammert, weil es nicht in das aktuelle Bild passt.
Ich bin kein Ideologe.
Aber ich bin pro Israel – und sage das leise, aber bewusst.
Nicht, weil ich jedes politische Detail verteidigen will.
Sondern, weil ich glaube, dass man denen die Hand reicht, die unter dem Hass leiden – und nicht denen, die ihn schüren.
Natürlich darf man nicht alles gleichsetzen.
Es gibt Angst, die geschürt wird – und es gibt Angst, die real ist.
Wer in Tel Aviv lebt, hat 40 Sekunden, um in einen Luftschutzbunker zu gelangen.
Mehrmals pro Woche schlagen Raketen ein.
Nicht symbolisch. Nicht medial. Tatsächlich.
Diese Menschen leben nicht im Meinungskampf, sondern im Raketenterror –
verursacht von Gruppen und Regimen, deren erklärtes Ziel es ist, Israel auszulöschen.
Das ist keine Inszenierung.
Das ist echte Bedrohung, Tag für Tag.
Gerade deshalb ist es gefährlich, wenn in westlichen Gesellschaften jede neue Schlagzeile sofort mit dem ganz großen Weltuntergang aufgeladen wird.
Denn wer überall das Ende beschwört, erkennt es nicht mehr, wenn es wirklich vor der Tür steht.
💡 Hinweis zum Medienpluralismus
Wer sich nicht mit der Einheitsmeinung zufriedengeben will, hat Alternativen.
Es gibt Stimmen, die nicht im täglichen Gleichklang mitsingen – kritisch, unabhängig, unbequem.
Einige davon benötigen Abonnements, andere leben ausschließlich von Spenden.
Ob man nun bei der NZZ, der Jungen Freiheit, bei Blogs wie Achse des Guten oder Tichys Einblick liest – entscheidend ist:
Es gibt sie noch, die anderen Perspektiven.
Und es lohnt sich, ihnen zuzuhören – nicht, weil sie immer recht haben, sondern weil sie noch selbst denken dürfen.